extinction rebellion

Über uns.

Extinction Rebellion ist eine selbstorganisierte, dezentralisierte, internationale und politisch unabhängige Bewegung, die gewaltfreien zivilen Widerstand einsetzt, um Regierungen dazu zu bewegen, auf gerechte Art und Weise auf die ökologische Krise und den Klimanotstand zu reagieren.

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Unsere Forderungen.

1. Sagt die Wahrheit.

Die Regierung muss die existenzielle Bedrohung der ökologischen Krise anerkennen und den Klimanotstand ausrufen. Die Regierung, die Medien und alle anderen gesellschaftlichen Institutionen müssen kommunizieren, wie dringend notwendig ein Umsteuern ist.

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2. Handelt Jetzt.

Die Regierung muss jetzt handeln, um die Treibhausgas-Emissionen bis 2025 auf Netto-Null zu senken und das Artensterben zu stoppen.

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3. Politik Neu Leben.

Die Regierung muss eine Bürger:innenversammlung einberufen, welche die notwendigen Maßnahmen gegen die ökologische Katastrophe und für Klimagerechtigkeit ausarbeitet, und nach deren Beschlüssen handeln.

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Unsere Werte.

Jede Person oder Gruppe kann sich eigenständig organisieren und im Namen von Extinction Rebellion in Aktion treten, solange die Aktionen den Prinzipien und Werten folgen. Durch diese dezentralisierte Arbeitsweise ist keine Absprache mit einer zentralen Gruppe oder Autorität nötig.

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Wir haben eine gemeinsame Vision der Veränderung.

Eine Welt zu schaffen, die auch für zukünftige Generationen lebenswert ist.

Wir als Teil der Klimagerechtigkeitsbewegung sehen es als unsere unverzichtbare Aufgabe, eine Welt zu gestalten, die auch für zukünftige menschliche Generationen und alle Lebewesen lebenswert ist. Eine andere Welt ist möglich! Unsere Vision eines (System-)wandels ist ausreichend aufgeschlossen, um mit einer Vielfalt von Meinungen und Lösungsansätzen auf unser gemeinsames Ziel hinarbeiten zu können:

Eine hoffnungsvolle und lebenswerte Zukunft, in der die Menschen weltweit die natürliche Umgebung, Ressourcen und Möglichkeiten erhalten, um ein sinnhaftes und nachhaltiges Leben zu führen. In der sich Menschen mit Mut, Verstand und Herz gemeinsam Herausforderungen stellen, um solidarische Lösungen zu erarbeiten. Eine Welt, in der Respekt vor allen Lebewesen und der Natur, Gerechtigkeit und Freiheit, Anker des menschlichen Handelns sind.

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Unser Fokus liegt auf dem Erreichen des Notwendigen.

Die 3,5 Prozent der Bevölkerung zu mobilisieren, die nötig sind, um Systemveränderungen zu erreichen.

Bewegungen, die viele Menschen für sich mobilisieren können, sind statistisch gesehen erfolgreicher[1]. Deswegen mobilisieren wir eine kritische Masse der Bevölkerung, um unsere Regierung zum Handeln zu bewegen. Dafür wenden wir erprobte Methoden[2] wie z.B. "momentum-driven-organization"[3] an.

Wir sind uns bewusst, dass wir uns mitten in einer tiefen Krise befinden, die nur schwer zu begreifen ist. Wir erleben gerade das sechste Massenaussterben und Deutschland als eines der hauptverantwortlichen Länder unternimmt nicht die angemessenen Schritte, um unsere Ökosysteme und damit die Menschheit vor den schlimmsten Konsequenzen der Klimakatastrophe zu bewahren.

Wir sehen uns Krisen gegenüber, die nicht nur unsere, sondern auch die psychische und physische Gesundheit unserer Kinder und aller kommenden Generationen gefährden. Menschen auf der ganzen Welt leiden bereits an einer ungerechten Verteilung von Macht und Ressourcen, an Mangelernährung, Umweltverschmutzung und der Zerstörung von Ökosystemen. Unser Leben wird durch Pandemien und Antibiotikaresistenzen bedroht. Unser Wirtschaftssystem steuert auf eine weitere Krise zu, welche alle bisherigen übertreffen könnte. In weiten Teilen der Welt und der Gesellschaften herrscht eine Kultur der Unterwerfung anderer Menschen, des rücksichtslosen Wettbewerbs, der Vergeltung und des Terrors.

Die Unterstützung eines bedeutenden Teils der Bevölkerung kann den dringend erforderlichen Wandel des gegenwärtigen Systems ermöglichen, das auf immer währendem wirtschaftlichem Wachstum, trotz begrenzter Ressourcen, und egoistischem Streben nach eigenem Vorteil basiert. Das ist Voraussetzung für die Umsetzung von, für alle Menschen auf der Welt, gerechten Maßnahmen gegen die Klimakatastrophe und die ökologische Katastrophe.

Ein Wandel hin zu einem System des Miteinanders ist auch nötig, um unsere Widerstandsfähigkeit im Angesicht zu erwartender Kollapse zu stärken.

Unsere Vision des Wandels ist offen und beinhaltet Folgendes:

Eine funktionierende Demokratie, in der die Menschen tatsächlich und gleichberechtigt an politischen Entscheidungen teilhaben können. Das beinhaltet eine Machtverteilung auf die jeweiligen Ebenen, die den Menschen und den Gemeinschaften am nächsten liegen, mit Strukturen, die eine Entscheidungsfindung auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene ermöglichen.
Eine Wirtschaft, die in ihrem Kern darauf ausgerichtet ist, das Wohlergehen aller Menschen zu maximieren und den Schaden für Menschen, Tiere und unseren Planeten so gering wie möglich zu halten. Wir brauchen Gesetze und Richtlinien für soziale und globale Gerechtigkeit, regionale Produktion, nachhaltiges Wirtschaften (z.B. degrowth, Kreislaufwirtschaft, zero waste) und null Treibhausgas-Emissionen.
Die Schaffung einer regenerativen Kultur. Damit können wir gleich anfangen! (Siehe Punkt 3 unserer Prinzipien und Werte).

[1] Erica Chenoweth, Maria J. Stephan; Why Civil Resistance Works; Chapter 2; Columbia University Press; 2011 [2] Gene Sharp; Politics of Nonviolent Action; Porter Sargent Publishers; 1973 [3] Mark Engler, Paul Engler; This is an Uprising; Bold Type Books; 2016

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Wir brauchen eine Kultur der Regeneration.

Wir schaffen eine Kultur, die gesund, anpassungsfähig und belastbar ist.

Regenerative Kultur bedeutet einen Prozess des kontinuierlichen positiven Wandels auf allen Ebenen, vom Individuum über die Gemeinschaft bis zur Umwelt. Dabei halten wir unser aller Lebensgrundlagen lebendig. Regenerative Kultur bedeutet, geduldig und entschlossen, einzeln wie miteinander in diese Richtung zu gehen, um die Veränderung zu sein, die wir in der Welt sehen wollen.

All diese Wege unterstützen den notwendigen, radikal liebenden, tiefgehenden inneren wie äußeren Wandel. Wir wollen die Liebe zu uns selbst wiederfinden, die Liebe für unsere gemeinsame Welt, für unsere nahen wie fernen Mitmenschen, für die Natur, deren Teil wir sind. Regenerative Kultur ist dabei das Myzel, welches unsere Rebellion durchzieht, versorgt und kräftigt.

In der Regenerativen Kultur unterstützen sich diese Bereiche wechselseitig:

Selbstfürsorge – Wir kümmern uns persönlich um unser Überleben, Wohlergehen und Entfalten. Dabei machen wir uns die Teile unseres Selbst bewusst, die im Stress instinktiv mit Kampf, Flucht oder Ohnmacht reagieren und fördern, z.B. durch Innehalten, Handeln aus innerer Überzeugung.
Fürsorge bezüglich der Aktionen – Wir achten vor, während und nach Aktionen aufeinander und auf unser Umfeld
Zwischenmenschliche Fürsorge – Wir pflegen unsere bestehenden Beziehungen, machen uns unsere Wirkung aufeinander bewusst und nutzen unsere kooperativen Möglichkeiten zur Erfüllung unserer Bedürfnisse.
Fürsorge für die Gemeinschaft – Wir entwickeln unser Netzwerk und die Gemeinschaft, basierend auf den Prinzipien und Werten und in dem Bewusstsein zunehmender Komplexität von großen Gruppen, weiter. Indem wir unsere Beziehungen untereinander stärken, machen wir unsere Gemeinschaften belastbarer.
Fürsorge für alles Leben auf diesem Planeten – Wir sorgen umsichtig und aufmerksam dafür, dass alles Leben sich entfalten kann. Wir etablieren Systeme, die dem Leben dienen.

Dabei begegnen uns in allen Bereichen Spuren des toxischen Systems. Wir gehen mit diesen Spuren achtsam um und ersetzen sie durch regenerative Elemente. Beziehungen sind das Herzstück der Regenerativen Kultur: Beziehungen zu uns selbst, zu Mitrebell:innen, zu Mitmenschen, Beziehungen innerhalb unserer Gemeinschaften und zu unserem Planeten - sie alle sind stark miteinander verwoben. Mit der Pflege dieser Beziehungen überwinden wir toxische Strukturen und damit das toxische System!

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Wir stellen uns selbst und unser toxisches System offen in Frage.

Dabei verlassen wir unsere Komfortzonen, um uns aktiv für Veränderungen einzusetzen.

Wir haben die Pflicht, uns diesem System zu widersetzen, welches das Leben auf der Erde zerstört, zutiefst ungerecht ist und auf folgenden Säulen basiert:

eine Kultur des rücksichtslosen Konsums und der Ausbeutung von Menschen und Natur, die Industrienationen in die Welt exportieren
auf zunehmenden Ressourcenverbrauch, Profitmaximierung und Wachstum basierende Wirtschaftssysteme und Finanzsysteme
ein öffentlicher und medialer Diskurs, der wirtschaftlichen Argumenten mehr Raum gibt, als Demokratie-, Umwelt- und Sozialaspekten.

Einige von uns haben sich entschieden, bewusst das Gesetz zu brechen, um diese Missstände anzuprangern. Wir ziehen aus der Geschichte den Schluss, dass dieser offene zivile Ungehorsam und direktes Handeln entscheidend für einen Wandel sind. Dabei ist das Ausüben von gewaltfreiem zivilem Ungehorsam nur eine von zahlreichen gleichwertigen Tätigkeiten bei XR. Das Wohlergehen und die Sicherheit aller Aktivisti haben immer Priorität. Es ist daher äußerst wichtig, dass sich jeder Mensch, der das Ausüben von zivilem Ungehorsam in Erwägung zieht, gründlich mit den eigenen Umständen, Ängsten und Motivationen befasst und Unterstützung, Beratung und Training durch die Bewegung erhält. Es ist wichtig, die eigenen Grenzen und die seiner Mitrebell:innen zu kennen und zu respektieren. Von wesentlicher Bedeutung ist, dass unsere Kultur des Aufstandes diejenigen unterstützt, die sich willentlich den oben genannten Risiken aussetzen. Es gibt außer zivilem Ungehorsam viele Aufgaben und Rollen bei der Rebellion – jede einzelne Aufgabe und Rolle ist gleich wichtig, da ohne sie der zivile Ungehorsam nicht möglich wäre.

Wir treffen Sicherheitsvorkehrungen, die es uns ermöglichen, Aktionen zu planen und durchzuführen, ohne dass diese vor ihrer vollständigen Durchführung unterbrochen werden. Unser ziviler Ungehorsam und unsere direkten Aktionen finden hingegen öffentlich und für alle Menschen sichtbar statt und die Aktivist:innen nehmen die Konsequenzen ihrer Aktionen bewusst in Kauf.

Wir solidarisieren uns mit allen Akteur:innen der Klimagerechtigkeitsbewegung und schätzen, dass jede einzelne Bewegung ihrem strategischen Ansatz folgt - auf ihre ganz eigene Art und mit ihren eigenen Methoden und Mitteln handelt, aber dennoch auf ein gemeinsames Ziel ausgerichtet: Die Klimakatastrophe zu verhindern und den zukünftigen Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen.

Um der Klarheit willen, und zur Sicherheit derer, die bei Extinction Rebellion mitwirken, haben wir uns darauf geeinigt, dass alle Aktionen, die im Namen von Extinction Rebellion durchgeführt werden, in der Öffentlichkeit stattfinden.

Jedoch geht es uns nicht nur darum, öffentlich in Aktion zu treten und aktiven Widerstand zu leisten; wir müssen auch alle Aspekte einer regenerativen Kultur nutzen und uns die Zeit nehmen, die Effektivität unserer Aktionen zu hinterfragen. Klimaaktivist:in zu sein kann uns an unsere emotionalen, psychischen und physischen Grenzen bringen. Daher achten wir darauf, Fürsorge für unser Wohlbefinden zu tragen und haben auch das Wohlbefinden unserer Mitrebell:innen im Blick. Wir lassen uns Zeit zum Regenerieren und unterstützen uns gegenseitig dabei. Diese Rebellion ist kein Sprint, sondern ein Marathon, daher sollten wir schonend mit unseren Ressourcen umgehen.

Wir möchten die Veränderungen, die wir fordern, selbst leben, z.B. indem wir gewaltfrei mit unseren Mitmenschen kommunizieren, unsere Ernährungsweise oder die Art wie wir Urlaub machen hinterfragen. Aber persönliche Verantwortung kann auch überbewertet werden und basiert zum Teil auf Privilegien. Im Angesicht all dieser Herausforderungen bitten wir um Raum, Geduld und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren, um herauszufinden, ob es zum Erreichen unserer Ziele beiträgt.

In Deutschland als Teil der westlichen Welt profitieren wir stark von der Auslagerung der Produktion und der Umweltschäden in andere Länder – welche wiederum Ausbeutung befördern und Menschen dazu zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Wir sollten uns in unserem Kampf für globale Klimagerechtigkeit auch unserer historischen Verantwortung für die Klimakrise bewusst sein und unser Bewusstsein für globale Klimagerechtigkeit schärfen.

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Reflexion und Lernen sind uns wichtig.

Wir folgen einem Kreislauf aus Aktion, Reflexion, Lernen und dem Planen weiterer Aktionen. Wir entwickeln uns weiter, indem wir von anderen und aus eigenen Erfahrungen lernen.

Extinction Rebellion ist eine lernende Bewegung, die getragen ist von wechselseitigem Vertrauen und dem Vermögen, sowohl aus unseren Erfolgen, als auch aus unseren Fehlern zu lernen. Durch Infragestellen, Reflexion und Recherchen wollen wir vermeiden, Fehler zu wiederholen, uns mit internen und grundsätzlichen Problemen, die die Bewegung betreffen, befassen und uns stetig verbessern. Das ist ein dauerhafter und aktiver Prozess, der Zeit und die Mitarbeit von jeder:m Einzelnen und allen Gruppen benötigt, und notwendig ist, damit XR sich als Bewegung und als mögliches Lernfeld für eine neue Gesellschaft weiterentwickeln kann.

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Alle sind willkommen – so wie sie sind.

Wir arbeiten aktiv daran, ein geschütztes und für alle zugängliches Umfeld zu schaffen.

Wir akzeptieren weder körperliche noch verbale Gewalt oder Aufrufe zur Gewalt gegenüber anderen Menschen. Alle Formen der Unterdrückung, menschenverachtende Einstellungen, Diskriminierung gegen Menschengruppen lehnen wir strikt ab – sie haben keinen Platz bei XR. Insbesondere, aber nicht ausschließlich, stehen wir strikt gegen Faschismus, Rassismus, Antisemitismus, Islamophobie, Sexismus, Homophobie, Ableismus, Klassendiskriminierung und Altersvorurteile.

Wir sind uns bewusst, dass sich für globale Veränderungsprozesse auch unsere Beziehungen zu anderen Menschen, mit denen wir arbeiten und uns verbünden, ändern müssen. Die Welt wird derzeit durch Machthierarchien auf Basis von ethnischer Herkunft, Klasse, Geschlecht, Sexualität u.a. geprägt (Intersektionaltität). Für die Menschen, die durch diese Machthierarchien benachteiligt sind, bieten große Teile der heutigen Gesellschaften kein geschütztes Umfeld. Um vor Diskriminierung geschützte Räume zu schaffen, ist es notwendig, aktiv und nachhaltig ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie diese Machthierarchien funktionieren. Dann können wir sie herausfordern und Inklusion (gleichberechtigte Einbeziehung möglichst vieler) fördern, indem wir unsere Umgebungen zugänglicher gestalten. Damit unsere Bewegung für alle sicher ist, muss sie zuallererst für die am stärksten marginalisierten Menschen sicher sein.

Unser Ziel ist es, dass jede:r Einzelne unabhängig von ethnischer Herkunft, Nationalität, Klasse, Geschlecht, geschlechtlicher Identität, geschlechtlichem Auftreten, sexueller Orientierung, Alter, Einkommen, Fähigkeiten, Bildung, Erscheinungsbild, persönlicher Prägung und körperlicher und psychischer Verfassung, Migrationsstatus, Glauben oder Nicht-Glauben, aktivistischen Erfahrungen und anderen Eigenschaften, die oft als Grundlage zur Diskriminierung dienen, gleichermaßen willkommen ist. Jede:r Einzelne in unserer Bewegung ist verantwortlich dafür, eine sichere, mitfühlende und willkommen heißende Umgebung zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Neue Menschen sollten sich in der Bewegung vom ersten Moment an angenommen fühlen.

Wir erkennen dabei an, dass der Versuch, unsere Bewegung möglichst inklusiv und divers zu gestalten auch bedeutet, dass wir einen Umgang mit unterschiedlichen Verhaltensnormen finden müssen. Wir erkennen ebenfalls an, dass wir komplexe Wesen sind und zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umständen viele unterschiedliche Seiten von uns zeigen. Um Inklusion und Gleichheit in der Bewegung zu garantieren, hinterfragen Rebell:innen die eigene Position und die damit verbundenen Privilegien kontinuierlich und lernen aus dem Austausch mit anderen Rebell:innen und Angeboten durch die Bewegung.

Wir streben daher an, einen Raum zu schaffen, in dem wir uns fortlaufend mitfühlend und respektvoll gegenseitig dabei unterstützen, achtsam und wertschätzend miteinander umzugehen. Auch wir sind in einer Gesellschaft aufgewachsen, die durch verschiedene Formen der Diskriminierung geprägt ist. Extinction Rebellion bietet einen sicheren Rahmen, um sich offen mit diesen Prägungen auseinanderzusetzen und sie zu überwinden. Hier können wir voneinander lernen, um unsere Bewegung zu einem geschützten und diskriminierungsfreien Ort für alle zu machen.

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Wir überwinden hierarchische Machtstrukturen.

Wir gleichen das Gefälle von Macht und Einfluss aktiv aus, um eine gerechte Teilhabe zu ermöglichen.

Die Basis unserer Bewegung sind die Beziehungen ihrer Mitglieder. Wir arbeiten jeden Tag daran, Beziehungen aufzubauen, die geprägt sind von Vertrauen, Respekt und Solidarität. Dabei gehen wir bei allen Mitgliedern grundsätzlich von guten Absichten aus. Wir nutzen Strategien zur Konfliktlösung, um Konflikte oder Meinungsverschiedenheiten zu lösen und an ihnen als Bewegung zu wachsen. Unsere Arbeit basiert auf Dialog und Regeneration und hat kollektiven Wandel und Gerechtigkeit zum Ziel. Wir dulden keine Schuldzuweisungen zwischen Mitgliedern der Bewegung oder Mobbing in irgendeiner Form. Das verlangt von jeder:m Einzelnen von uns, dass wir ehrlich und offen mit uns selbst und einander umgehen. Wir alle haben Vorurteile und Prägungen, die wir uns eingestehen müssen, anstatt sie zu verdrängen. Es ist die Aufgabe von jeder:m von uns, an sich zu arbeiten, um destruktive Gewohnheiten und Verhaltensweisen aufzulösen.

Wir erkennen an, dass unsere Welt zur Zeit von verschiedenen sich überschneidenden Machthierarchien geprägt ist, die zum Beispiel auf sozialer Klasse, Ethnie, Geschlecht, sexueller Orientierung, Fähigkeiten/ Beeinträchtigungen usw. beruhen. Daher ist die Erfahrung jeder Person durch ihre Position in diesen vielfältigen sozialen Hierarchien geprägt. People of Color erfahren z.B. stärkere Formen der Unterdrückung, ebenso wie als weiblich wahrgenommene Menschen.

Wir streben zwar eine Welt an, in der es keine solchen Hierarchien mehr gibt, sind uns jedoch bewusst, dass diese auch innerhalb unserer Bewegung vorhanden sein können. Deswegen achten wir bewusst darauf, jenen Menschen Raum zu geben, die am stärksten kämpfen müssen, um gehört, anerkannt und respektiert zu werden und sie dazu ermutigen, Schlüsselpositionen einzunehmen.

In der praktischen Umsetzung bedeutet das:

Wir geben marginalisierten Menschen, die zentrale Aufgaben übernehmen möchten, bevorzugt die Chance dazu.
Unsere Medienansprache beinhaltet und fördert Themen und Stimmen, die normalerweise wenig beachtet werden (zum Beispiel den Zusammenhang zwischen Klimakrise und Fluchtursachen). Trotzdem achten wir darauf, nicht für andere zu sprechen.
Wir achten, sowohl bei Treffen, als auch in Aktionen, auf Zugänglichkeit für alle (z.B. Barrierefreiheit für Rollstuhlfahrende, Kinderbetreuung und Vermeidung von Fachbegriffen).
Wir erkennen an, dass Menschen unterschiedliche Privilegien haben, und damit verbunden auch unterschiedliche Möglichkeiten, für sich selbst und für andere zu sorgen und aktiv zu werden. Menschen werden dazu angehalten, sich mit ihren Privilegien auseinanderzusetzen und sich dieser bewusst zu werden. Dazu gehört, die eigenen Privilegien nicht destruktiv zu verwenden. Im Gegenteil: Wir wollen dazu ermuntern, sie konstruktiv einzusetzen. 
Wir vermeiden aktiv Machtkonzentrationen bei einzelnen Personen und Personengruppen, z.B. durch Rotation bei koordinierenden Positionen.
Wir verankern emanzipierende Praktiken in unserem Übungsmaterial, um unterdrückendem Verhalten und Sprache entgegenzuwirken.
Unsere Strategie wird darauf ausgerichtet, aufrichtige Allianzen mit Graswurzelbewegungen von an den Rand gedrängten Menschen einzugehen.
Wir erkennen außerdem an, dass Menschen auch Fehler machen, Dinge falsch einschätzen und Fehltritte begehen können. Wenn wir Rückmeldungen zu Problemen geben, tun wir das auf wertschätzende, respektvolle und für die angesprochene Person stärkende Weise.

Aufgrund von Auftritten in den (sozialen) Medien, auf Webseiten, durch Sammeln von Spenden usw. kommt es zu einer gewissen Machtkonzentration bei einzelnen Personen in der Bewegung. Um die Machtverhältnisse so ausgewogen wie möglich zu gestalten, haben wir Organe, in denen alle Gruppen vertreten sind, die transparent arbeiten und über ein Verfahren zur Rotation von Menschen in den koordinierenden Rollen verfügen.

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Wir vermeiden Schuldzuweisungen und Beleidigungen.

Wir leben in einem toxischen System, doch daran trägt kein Mensch allein die Schuld.

Wir vermeiden Schuldzuweisungen und Beschämen von Einzelpersonen. Eine einzelne Kampagne mag hin und wieder darauf abzielen, die schädliche Rolle einer Institution oder deren Mitarbeiter hervorzuheben, es ist aber unsere grundlegende Haltung, dass wir in einem toxischen System leben, das jede:n von uns geprägt und geschädigt hat. Wir werden auf Verhalten hinweisen, das ausbeuterisch, beleidigend oder schädlich ist und wir werden solches Verhalten nicht tolerieren, dabei kritisieren wir jedoch Inhalte und Verhalten, aber keine Menschen.

Wir streben einen (System-)Wandel an, der Vielfalt und Verbundenheit fördert. Wir wollen die Beziehungen zwischen uns verbessern, Fallen im zwischenmenschlichen Bereich erkennen und Aufmerksamkeit auf die Strukturen lenken, die uns spalten könnten. Wir möchten - auch negative - Gefühle zulassen und ausdrücken statt sie zu unterdrücken. Wir bitten einander aber um Achtsamkeit in der Art, wie wir Gefühle mitteilen, und darum, zu einer Basis aus Liebe, Respekt und Gemeinschaftsgefühl zurückzukehren. Wir werden mitfühlend sein, wenn Fehler gemacht werden. Fehler sind Gelegenheiten zum Lernen. Uns gegenseitig aufrichtig zuzuhören ist ein mächtiges Werkzeug. Wir werden vor allem den Menschen zuhören, deren Stimmen in der Gesellschaft nicht genügend Gehör finden.

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Wir sind ein gewaltfreies Netzwerk.

Wir nutzen gewaltfreie Strategien und Methoden als effektivstes Mittel, um Veränderungen herbeizuführen.

Beim Kampf für den Erhalt unserer Lebensgrundlagen ist Gewaltfreiheit ein Grundwert unserer Bewegung. Wir nutzen sie, um die Ungerechtigkeit ans Licht zu bringen, unter der viele Menschen alltäglich leiden. Wir teilen den Schmerz aller, die weltweit unter (Macht-)missbrauch durch Polizei und andere staatliche und nicht-staatliche Organe leiden und werden Gewalt durch bewusste Gewaltfreiheit aufdecken. Gewaltfreiheit hat sich als ein wirksames Instrument für Massenmobilisierungen erwiesen und ist ein Grundpfeiler unserer Bewegung.

Gleichzeitig ist uns bewusst, dass viele Menschen und Bewegungen auf der Welt Tod, Vertreibung oder Gewalt erfahren, wenn sie für ihre Rechte kämpfen. Wir erkennen an, dass es in Deutschland auch unser Privileg ist, gewaltfrei kämpfen zu können. Deswegen zeigen wir uns solidarisch mit denjenigen, die nicht durch diese Privilegien geschützt werden und fühlen uns umso mehr verpflichtet, uns im Sinne der Klimagerechtigkeit für sie einzusetzen. Ohne Gewalt generell zu dulden, können wir in einigen Fällen verstehen, dass Menschen in repressiven Umgebungen gezwungen sind, ihre Existenz mit gewaltvollen Mitteln zu verteidigen.

Wir verurteilen auch keine anderen sozialen und Umweltbewegungen, die den Weg wählen, Eigentum zu beschädigen, um sich und die Natur zu schützen. Unsere Bewegung hat sich darauf verständigt, keinen wesentlichen Sachschaden zu verursachen.

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Wir stützen uns auf Selbstbestimmung und Dezentralität.

Gemeinschaftlich schaffen wir die notwendigen Strukturen, um bestehende Machtverhältnisse zu verändern.

Wir erkennen, dass wir uns nicht auf Regierungen verlassen können, um die Probleme der Welt zu lösen. Sie stellen Wirtschafts- und Machtinteressen über die Interessen der Mehrheit der Menschen und die Erhaltung der Natur. Wir verstehen, dass wir uns selbst organisieren müssen, um unsere Ziele zu erreichen – im Zusammenhang mit XR heißt das, dass wir an einem Machtausgleich arbeiten, indem wir die üblichen Machtstrukturen, die unser Leben beherrschen, aufllösen. Hierbei ist es unsere Absicht, uns Zugang zu den von uns benötigten Ressourcen zu verschaffen, wie gleichberechtigte, demokratische Strukturen, die jedem Menschen eine Stimme und Einfluss geben, unverzerrte Informationen, angemessene, solidarische und gerechte Gesundheitssysteme, Bildung, soziale Fürsorge und Wohnverhältnisse, saubere Energieproduktion und gesetzlicher Schutz vor der Zerstörung unserer Lebensgrundlagen (Ökozid).

Jede Person und Gruppe kann sich autonom organisieren, um die Belange voranzutreiben, die ihnen am dringlichsten erscheinen und im Namen und Geiste von Extinction Rebellion in Aktion treten – so lange diese Aktionen den Prinzipien und Werten von Extinction Rebellion entsprechen. Auf diese Weise wird Macht dezentralisiert. Es ist also nicht nötig, eine zentrale Gruppe oder Autorität um Erlaubnis zu fragen. Außerdem ziehen wir an Holokratie und Soziokratie angelehnte Konzepte dem Konsens vor:

In einer Gruppe kann entschieden werden, dass eine oder mehrere Personen eine bestimmte Aufgabe für die Gruppe erledigen. Diese Personen sind dann vollständig ermächtigt, diese Aufgabe auszuführen.
Sie werden dazu ermutigt, sich Rat und Rückmeldungen einzuholen, aber sie brauchen keine Erlaubnis von anderen, um ihre Aufgabe zu erfüllen.
Sie sind voll verantwortlich für die Ergebnisse und reflektieren über diese, sowie über Verbesserungen für die Zukunft. Wenn etwas schief geht, helfen sie beim "Aufräumen".
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Unsere Geschichte.

Extinction Rebellion ist eine globale Bewegung, die gewaltfreien zivilen Ungehorsam einsetzt und so versucht, das Massensterben zu verhindern und das Risiko des Zusammenbruchs unserer Gesellschaft zu minimieren. Am 31. Oktober 2018 versammelten sich Aktivist:innen auf dem Parliament Square in London und erklärten die Rebellion gegenüber der britischen Regierung. Schon ein paar Wochen später kamen 6000 Rebell:innen in London zusammen, um friedlich fünf Brücken über der Themse zu blockieren. Mitten auf dem Parliament Square wurden Bäume gepflanzt und ein Loch gegraben, in dem symbolisch unsere Zukunft beerdigt wurde. Rebell:innen klebten sich mit Sekundenkleber an den Toren des Buckingham Palace fest und lasen einen Brief an die Queen vor. Extinction Rebellion war geboren. Der Aufruf zum Aufstand ging um die Welt - schon eine Woche später wurden weitere Gruppen in Europa und den USA gegründet, und bald danach rund um den Globus. Eine selbstorganisierte und nun auch globale Bewegung, die mit jeder neuen Ortsgruppe stärker wird und neue Perspektiven, Wissen, Fähigkeiten, Kraft und Inspiration erhält.

Warum rebellieren?
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Was du tun kannst.

Die Zeit zu handeln ist jetzt.

Traditionelle Strategien wie Petitionen, Lobbying, Abstimmungen und Proteste haben aufgrund der tief verwurzelten Interessen politischer und wirtschaftlicher Kräfte nicht funktioniert. Unser Ansatz ist daher der gewaltfreie, störende zivile Ungehorsam - eine Rebellion, um Veränderungen herbeizuführen, da alle anderen Mittel versagt haben.