Mütter Rebellion

Ein Blick aus Kenia

Monday, January 29, 2024 by Betty Ngeno and Matilda Bergström, ed. Jon Idle

Um meine Kolleg:innen der Organisation Mothers* Rebellion for Climate Justice (Rebellion der Mütter für Klimagerechtigkeit) kennenzulernen, sprach ich mit Betty Ngeno in Kenia. Betty (29) lebt in Nairobi und ist Mutter von zwei Kindern. Meine erste Frage an sie lautet, wie sie in dieser pulsierenden, modernen, lebendigen, aber auch gewalttätigen Stadt gelandet ist. Nairobi nennt sich selbst "The Green City in the Sun" (Die Grüne Stadt in der Sonne), trägt jedoch auch den Spitznamen Nairobbery, ein Wortspiel aus Nairobi und Robbery (Raubüberfall).

„Ich bin in Kenia auf dem Land aufgewachsen und konnte sehen, dass Frauen vor allem beim Zugang zu Ressourcen vor zahlreichen Herausforderungen standen. In der kenianischen Gemeinschaft sind Männer die Familienoberhäupter und geben die Anweisungen, was zu tun ist. Obwohl die meisten Grundbesitzer Männer sind, wird das Land von Frauen bewirtschaftet und gepflegt. Es gibt viele brachliegende Flächen und Frauen haben nicht die Befugnis, diese zu bestellen. Aus diesem Grund habe ich einen Kurs in Gender Studies belegt, um Frauen in ländlichen Gebieten zu helfen und sie durch Bildung zu stärken. Jetzt habe ich einen Universitätsabschluss in Gender Studies.“

In ihrer Arbeit konzentriert sie sich auf die Förderung des Bewusstseins landwirtschaftlicher Anpassung in einer vom Klimawandel geprägten Welt. Sie setzt sich besonders für die Landfrauen ein, da diese oft die Hauptverantwortung für die Versorgung ihrer Kinder mit Nahrung und Wasser tragen, obwohl der Mann das Familienoberhaupt ist.

„Die Landwirtschaft liegt mir persönlich sehr am Herzen“, erzählt Betty weiter, „und immer wenn ich in den Ferien zu Hause war, konnte ich meinem Vater helfen und Gemüse anbauen. Das ermöglichte mir, das Schulgeld für meine Geschwister zu finanzieren. Diese Erfahrungen motivieren mich in meiner Arbeit mit Landfrauen. Durch die Zusammenarbeit mit männlichen Kollegen können wir das Problem der Nahrungsmittelknappheit, insbesondere angesichts der eskalierenden Klimakrise, gemeinschaftlich angehen.“

Die Verbindung bricht wiederholt ab, da das Internet in Kenia nach wie vor instabil und kostspielig ist - eine Realität, mit der viele Menschen in diesem Land konfrontiert sind.

„Wie lange bist du schon bei Mothers* Rebellion Aktivistin?“, frage ich, als wir wieder online sind.

„Ich bin seit 8 Monaten bei Mothers* Rebellion aktiv und auch bei Global Wave of Climate Action, einem Netzwerk für Frauen in ländlichen Dörfern. In Kenia, wie auch in vielen anderen Ländern Afrikas, sind Frauen für etwa 50 % der Landwirtschaft verantwortlich, während die meisten Landbesitzer Männer sind. Die Gleichstellung der Geschlechter geht daher Hand in Hand mit der Aufklärung über den Klimawandel und der Einführung neuer Anbaumethoden. Es ist wichtig, den Frauen und Mädchen eine Stimme zu geben, und gleichzeitig das Bewusstsein zu schärfen, dass Ungleichheit niemandem zugutekommt. Schon gar nicht den Kindern.“

Ich bin neugierig, wie es um das allgemeine Bewusstsein für die Klimakrise in Kenia bestellt ist, und Betty erklärt:

„Vor einem Jahr gab es in Kenia eine schlimme Dürre, und die Menschen hier sind sich der globalen Erwärmung durchaus bewusst. Auf lokaler Ebene sehen sie sich mit neuen Wettermustern konfrontiert, wie beispielsweise Regenfällen Anfang November, einem normalerweise trockenen Monat. Dürren und Überschwemmungen haben erhebliche Auswirkungen auf die Landwirtschaft, weshalb es notwendig ist, neue Anbaumethoden zu erlernen.“

Da wir zur gleichen Bewegung gehören und ich mich aufgrund meines starken Glaubens an Klimagerechtigkeit zu Mothers* Rebellion und dem globalen Engagement hingezogen fühle, interessiert es mich zu erfahren, warum Betty bei Mothers* Rebellion gelandet ist und welche Meinung sie zu dieser schnell wachsenden Bewegung hat, die vor etwas mehr als einem Jahr in Schweden, Uganda, Deutschland und Sambia als Ableger von Extinction Rebellion gegründet wurde.

„Mothers* Rebellion ist eine gute Bewegung, auch wenn das Wort Rebellion möglicherweise etwas provokativ wirkt, und die Leute sich fragen, wogegen man eigentlich rebelliert.“

Das regt zum Nachdenken an. Ich habe noch nicht darüber nachgedacht, dass der Name Mothers* Rebellion in Kenia und anderen Teilen der Welt anders als im Globalen Norden wahrgenommen werden kann. Rebell:in bedeutet in Kenia etwas anderes als in Schweden, wo ich herkomme. Aufgrund der Geschichte Kenias und des kolonialen Erbes ist der Begriff Rebell:in dort viel stärker negativ konnotiert. Schweden hat keine Geschichte von Rebellionen, keine Rebellenarmeen oder strafrechtlichen Verurteilungen wegen Aufständen gegen den Staat. Das, was ich am ehesten mit Rebellion gegen den Staat in Verbindung bringen kann, sind die Gewerkschaften und Massenstreiks der 1930er Jahre. Vielleicht auch die Kampagnen für das Frauenwahlrecht, aber die Beteiligten wurden nie als Rebellen oder Rebellinnen bezeichnet.

Es ist jedoch legal, eine Gruppe von Frauen und Verbündeten an einem öffentlichen Ort in Kenia zu organisieren; dies fällt unter das Gesetz „Meinungsfreiheit“. Man braucht nur eine Genehmigung bei der Polizei zu beantragen. Die kleine Gruppe Mothers* Rebellion Nairobi, die aus Freund:innen besteht, benutzt WhatsApp, um Informationen zu verbreiten und sich zu organisieren. Damit Mothers* Rebellion als Bewegung wachsen kann, wünscht sich Betty Hilfe bei der Einrichtung einer Facebook- und Instagram-Seite. Es wäre hilfreich, Anweisungen und Unterstützung einer Medienperson im globalen Team von Mothers* Rebellion zu bekommen. Eine Homepage könnte ebenfalls ein guter Start einer Zusammenarbeit sein.

Als ich sie frage, was sie hinzufügen möchte, sagt sie entschlossen:

„Kinder sind durch die globale Erwärmung am meisten gefährdet, und alle Kinder sollten das gleiche Recht auf eine lebenswerte Zukunft haben.“

Und genau das ist der Punkt, in dem Betty und ich uns einig sind. Klimagerechtigkeit ist der Oberbegriff, der unsere Botschaft weiterverbreiten kann. Wir tun dies für die Kinder. Für alle Kinder.


Betty Ngeno, aktiv bei Mothers* Rebellion, Kenia

https://www.facebook.com/profile.php?id=61554417594401

und Matilda Bergström, aktiv bei Mothers* Rebellion, Schweden

  1. Dezember 2023

Erfahr mehr über Mothers* Rebellion [hier] (https://mothersrebellion.com/).


Wir benötigen jetzt mehr denn je Veränderungen. Bitte spende, was du kannst, um unsere Aktionen zu unterstützen und gemeinsam eine gesündere Welt und Zukunft aufzubauen. Mit Liebe und Wut.


Über die Rebellion

extinction rebellion ist eine selbstorganisierte, dezentralisierte, internationale und politisch unabhängige Bewegung, die gewaltfreien zivilen Widerstand einsetzt, um Regierungen dazu zu bewegen, auf gerechte Art und Weise auf die ökologische Krise und den Klimanotstand zu reagieren. Die Menschen in unserer Bewegung kommen aus allen Lebensbereichen und bringen auf unterschiedliche Weise ihre Zeit und Energie ein. Wahrscheinlich gibt es eine lokale Gruppe ganz in deiner Nähe, und wir würden uns freuen, von dir zu hören. Mach mit …or erwäge eine Spende zu machen.